Nationalpark Biogradska Gora
Der kleinste, dafür älteste Nationalpark Montenegros, der Biogradska Gora wurde 1952 gegründet und befindet sich im nordöstlichen Teil Montenegros ca. 100 km von der Hauptstadt Podgorica entfernt. Er liegt im mittleren Teil der Bjelasica Bergkette, zwischen den Flüssen Tara und Lim. Der heute 5.650 ha große Nationalpark wurde in Teilen bereits von König Nikola im Jahr 1878 unter Schutz gestellt und gilt daher nach dem Yellowstone Nationalpark in den USA als das weltweit zweitälteste Schutzgebiet der Welt. Verwaltungstechnisch gehört er zu den Gemeinden Kolašin, Mojkovac und Berane.
Uralte Wälder, Wiesen, Bergheiden, Bergweiden, Bäche und v.a. der zentral gelegene Biogradska See charakterisieren den Park. Daneben gibt es drei weitere hoch gelegene kleinere Seen im Biogradska Park, die drei Gletscherseen Pešić, Ursulovačko, und Šiško.
Kern des Nationalparks ist das große Buchenwald-Naturschutzgebiet in den Talkesseln der beiden Gebirgsbäche Biogradska und Jezerštica. Dieses ca. 1600 ha große Waldgebiet gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten weltweit und ist lokal auch unter den Namen “Knjažev zabran” oder “Branik” bekannt.
Im Park gibt es zahlreiche endemische Pflanzen und viele spezifische Lebensräume, weshalb der Biogradska Gora Nationalpark auch international als ‚Important Plant Area‘ anerkannt ist.
Interessant ist auch ein Besuch der uralten Katuns die über der Baumgrenze liegen. Einige davon sind noch in Betrieb und bieten auch einfache Mahlzeiten und Unterkünfte für Gäste an.
Natur
Flora
Die Bjelasica Bergkette bildet eine besondere biogeographische und ökologische Einheit, in der die Ursprünglichkeit der Natur durch die Unzugänglichkeit und die extensive Nutzung bis zum heutigen Tag weitgehend erhalten geblieben ist.
Waldökosysteme machen den größten Teil des Gebietes aus, gefolgt von Wiesen- und Weiden-Ökosystemen, Bergheiden, alpinen Wiesen, sowie einigen aquatischen Ökosystemen, wie z.B. die Gletscherseen mit ihrer vielseitigen Flora.
Die Existenz von 26 Pflanzengemeinschaften mit ca. 2000 Arten und Unterarten von Gefäßpflanzen wurde hier nachgewiesen, darunter nicht weniger als 20% der endemischen Pflanzen des Balkans.
Der Buchenwald in den Talkesseln der beiden Flüsse Biogradska und Jezerštica konnte sich über Jahrhunderte hinweg ungestört entwickeln und bedeckt eine Fläche von 1.600 ha. Einige Teile dieses Gebietes sind völlig unzugänglich.
Der Wald im Park gliedert sich in 16 Waldgemeinschaften (v.a. Buchen- und Buchen-Tannen-Wäldern) mit mehr als 220 Pflanzen- und ca. 90 Baumarten.
Die häufigsten Baumarten sind Buche, Tanne, Fichte, Ahorn, Europäische Esche, Ulme und Erle.
Das Alter einzelner Bäume im Regenwald wurde auf über 400 Jahre geschätzt und einige von ihnen sind zwischen 40m hoch und 60 m hoch.
Innerhalb der vielfältigen Pflanzengemeinschaften des Nationalparks haben einige endemische und seltene Arten einen ganz besonderen Platz. Hierzu gehören z.B. Karpatennelke, Amethyst Blaustern, Alpen Grasnelke, Europäische Trollblume, Madonnenlilie, Reichenbach Schwertlilie, , Milchlattiche, und viele mehr.
Fauna
Die Artenvielfalt der Tierwelt im Biogradska Gora National Park ist nicht nur für den Balkan, sondern für ganz Europa von Bedeutung. Zahlreiche Gesetze schützen die vielen endemischen Tierarten, von denen einige als glaziale und gar tertiäre Relikte gelten.
Die Amphibienfauna besteht u.a. aus Feuersalamander, Bergmolch, Zwergmarmormolch, Gelbbauchunke, Laubfrosch, grünem Frosch und der gemeinen Kröte. Zu den landesweit geschützten Reptilien gehören, Europäische Teichschildkröte, gemeinsame Wandeidechse, Felseneidechse, Moosfelseneidechse, Sheltpusik, Grasschlange, Wasserschlange, Aesculapnatter, Wiesenotter usw.
Zu der einheimischen Fischfauna gehören u.a. Bachforellen, Äschen, Huchen und Europäische Bitterlinge.
Es gibt ungefähr 200 Vogelarten, wie z.B. Finken, Schwarzkappen, Mitten, Goldadler, Nordhabicht, Wanderfalke, Gemeiner Bussard, Rabe, Turmfalke, und die Zwergeule im Nationalpark.
Typische Säugetierarten sind Wolf, Braunbär, Fuchs, Wildkatze, Dachs, Reh, Eichhörnchen, Europäische Kiefer Marder, Wiesel, Wald Schlafsaal und Fischotter.
Kultur
Die Region blickt auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück. Zahlreiche Ortsnamen in der Gegend von Biogradska Gora zeugen von den verschiedenen Nationen und Kulturen, die hier über Jahrtausende ihr kulturelles, historisches und ethnographisch wertvolles Erbe hinterließen.
Es gibt mehrere archäologische Stätten in der Gegend von Bjelasica, die berühmteste ist das ehemalige Dorf Brskovo etwas außerhalb der heutigen Parkgrenzen gelegen und seine unmittelbare Umgebung. Aus Überresten, die in der mittelalterlichen Stadt Brskovo gefunden wurden, lässt sich schlussfolgern, dass es hier bereits im Mittelalter Silberbergbau gab und dass das heute mit Pflanzen überwucherte Dorf ein wichtiges Handelszentrum gewesen sein muss.
Oberhalb der Baumgrenze im Nationalpark gibt es einige alte Katuns/Almen von denen einige bis heute auf die traditionelle Weise betrieben werden.
Die Katuns bestehen aus Blockhütten und kleineren Hütten, die aus den lokal verfügbaren natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Stroh erbaut wurden.
Einige Katuns haben sich auf den einsetzenden Tourismus in der Region eingestellt und bieten einfache, landestypische Gastronomie und Unterkünfte in begrenzter Anzahl.
Tourismus
Aufgrund seiner wunderschönen, abwechslungsreichen und leicht zugänglichen Naturlandschaft bietet der Biogradska Gora Nationalpark ideale Bedingungen für Outdoor-Aktivitäten unterschiedlichster Art. Das Wandern steht dabei im Vordergrund, aber auch für Mountainbiking sind die Bedingungen durch die vielen Wege die zwischen den Katuns verlaufen nicht schlecht. Abgesehen vom einfachen Spaziergang um den Biogradsko See sind aber in jedem Fall etliche Höhenmeter zu überwinden.
Visitor Centre
Das Besucherzentrum befindet sich am Ufer des Biogradsko-Sees. Hier haben die Besucher die Möglichkeit, sich über die traditionelle Lebensweise und das reiche kulturelle Erbe dieser Bergregion durch ethnologische Exponate zu informieren.
In unmittelbarer Nähe zum Info-Zentrum befindet sich ein Souvenirladen mit lokal handgefertigten Produkten, Souvenirs, Wanderkarten und verschiedenen Publikationen über die Region.
Öffnungszeiten:
- Im Mai, September und Oktober: täglich 9:00 – 17:00 Uhr
- Im Juni, Juli und August: täglich 9:00 – 19:00 Uhr
Wandern
Sechs Bergwanderwege sind mit der landesweiten Standardbeschilderung rot-weiß-rot markiert. Sie führen zu einem der höchsten Berggipfel der Region (Crna Glava/Schwarzer Kopf), Troglava/Drei Köpfe), Zekova glava/Zeko-Kopf) und zu den Gletscherseen (Biogradsko-See, Peia-See und Ursulovac-See).
Der Lehrpfad rund um den Biogradsko-See (Länge 3,3 km, Gehzeit 40 min, Rundweg) ist der meistbesuchte Weg im Park. Er schlängelt sich am Ufer des Biogradsko-Sees entlang, durch einen Buchen-Tannenwald und über die Mündung des Flusses Biogradska. Es gibt sechs interaktive Stationen auf dem Weg, die Informationen über die Flora und Fauna in der Umgebung vermitteln sollen.
Die Nationalpark Verwaltung empfiehlt folgende Wanderwege:
Šiško – Katun Šiško – Ursulovac – Crna glava/Schwarzer Kopf) – Zekova glava/Zeko Kopf – Vranjak (Länge ca. 18 km, Gehzeit 4 h, einfach) – Der Weg verbindet die beiden Katuns Šiška und Vranjak und verläuft an den Gletscherseen (Big Šiško See, Ševarine, und Ursulovac See) vorbei zu den Berggipfeln (Crna glava/Schwarzer Kopf, Troglava/Drei Köpfe, Zekova glava/Zeko Kopf).
Bjelojević-Fluss – Laništa – Jarčeve strane – Katunina – Biogradsko See– Bendovac–Dolovi – Svatovsko groblje – Jusin brijeg – Provalija – Crna glava – Pešić Lake – Jelovica (Länge ca. 35 km, Gehzeit mind. 8 h, einfach) – Der erste Abschnitt des Weges Biogradsko See – Bendovac – Dolovi (Länge ca. 9 km, Gehzeit 2 h und 40 min, einfach) verläuft auf dem Themenweg “Sommer in den Katuns – woher kommen unsere traditionellen Produkte?“. Der Weg führt weiter zum Bendovac-Panoramablick mit Ausblick auf den Biogradsko-See und den Dolovi Lalević Katun.
Mountainbiking
Die Nationalpark Verwaltung empfiehlt folgenden MTB-Weg:
Tour “Zwei Hügel und fünf Seen” (Länge 63 km, Fahrzeit 8-9 h, Rundweg) – Der Weg ist ein schöner aber auch körperlich anspruchsvoller Rundweg für Mountainbiker im Nationalpark. Er führt entlang des Biogradsko-Sees nach Dolovi Lalevié – Svatovsko groblje – Jusin brijeg – Savina bara/Savo-Teich, zur Mündung des Flusses Biogradska nach Jaganseske rupe, bleibt unterhalb von Zekova Glava und Troglava zum Katun Vranjak und führt dann zurück, den Berg hinauf, zu Zekova Glava, dann Aufstieg zur Crna Glava (mit Blick auf den See von Peia) nach Galica (mit Blick auf den Ursulovačko-See) zur Berghütte Suvodo – Jezerine – Katun Suvodo – Katun Šiška zum See von Ivarina – Reljina – Jusin brijeg und zurück zum Biogradsko-See. Ausreichend Proviant und Wasser mitführen!
Panoramablicke
Es gibt zahlreiche Aussichtspunkte im Nationalpark, die einen faszinierenden Panoramablick auf Gletscherseen, jahrhundertealte Wälder, Weiden und Gipfel bieten.
Die Nationalpark Verwaltung empfiehlt folgende Panoramaaussichten:
Bendovac (1.774 m Höhe) mit Blick auf den Biogradsko-See und den Regenwald, der ihn umgibt.
Zekova Glava (2.117 m Höhe) oberhalb des Peia Sees, umgeben von den Berggipfeln von Crna Glava, Borova Glava und Cmiljeva Glava.
Crna Glava (2.139 m Höhe) ist der höchste Gipfel von Bjelasica mit Blick auf den Pešić See und den Ursulova-See.
Boot- und Kajakfahren
Besucher, die auf dem Biogradsko-See, rudern möchten, können Holzboote und Kajaks mit der notwendigen Ausrüstung bei der Parkverwaltung im Souvenirladen mieten.
Angeln
Angeln ist am Biogradsko See nur mit Angelschein und einer Angelrute nur mit künstlichen Fischködern erlaubt. Den Angelschein gibt es bei der Parkverwaltung. Die Tara ist entlang des Biogradska Gora Nationalpark bekannt für die Möglichkeiten zur Fliegenfischerei. Angelscheine sind bei der Parkverwaltung erhältlich. Es gilt hier das Prinzip “Catch and Release”! Weitere Regulierungen zur Fangmenge, Größe etc. müssen bei der Parkverwaltung oder beim diensthabenden Ranger vor Ort erfragt werden.
Zum Nationalpark Biogradska Gora gehören auch zwei Einrichtungen des Nationalparks die außerhalb der Parkgrenzen in der Gemeinde Kolasin liegen.
Im Ortszentrum von Kolasin befindet sich eine kleine Dauerausstellung des Nationalparks die dem Europäischen Braunbären gewidmet ist.
Am Ortsrand von Kolasin befindet sich der Botanische Garten in dem sein Gründer, der Botaniker und Alpinist Daniel Vinzek, über vier Jahrzehnte hinweg 350 Pflanzenexemplare der montenegrinischen Bergwelt gesammelt hat – viele davon sind endemisch.